Inkeahr

1
Bei enem Weert, wunnermild,

do woor’ich jüngst zu Gast;

En goldner Äppel woor sein Schild

An enem langer Nascht.


2
Es woor der gute Äppelboom, 

Bei deim ich ingekeahrt;

Mit süsser Kost unn frischem Schoom 

Hot ear mich wohl genäehrt.


3
Es kame in sein grünes Haus

Viel leicht-beschwingte Gäste;
Sie sprunge frei unn hielt Schmaus

Unn sprunge uff das Beste.


4
Ich fand en Bett zu süsser Ruh

Uff weiche, grüner Matte;
Sellebst deckt’ der Wirt mich zu
Mit seinem kühler Schatte.


5

Jetz fräch’ ich noh der Schuldichkeht,

Do schüttelt’s ear der Wippel.

Gesechnet sei ear allezeit

Von der Woorzel bis zum Gippel!

Ludwig Uhland, 1787 – 1862

Hier en Üwersetzung ins
Riograndenser Hunsrückisch

von Paul Beppler
8. Juli 2025

Orischinool-Text:

1
Bei einem Wirte, wundermild,
Da war ich jüngst zu Gaste;
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.

2
Es war der gute Apfelbaum,
Bei dem ich eingekehret;
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.

3
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste;
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das Beste.

4
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
Auf weichen, grünen Matten;
Der Wirt, er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.

5
Nun fragt’ ich nach der Schuldigkeit,
Da schüttelt’ er den Wipfel.
Gesegnet sei er allezeit
Von der Wurzel bis zum Gipfel!

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